Das Cigarren Brevier

Autor: Birger Butenschön

 

Mit diesem Brevier möchte ich meine Cigarren nicht nur als "heldenhafte Errungenschaft" im Premiumbereich bewerben, sondern Ihnen als Leser alle nützlichen Informationen und Tipps liefern, welche ich für den Umgang mit der Cigarre und für den ultimativen Genuss aufgrund langjähriger Erfahrungen und vielfältiger Gespräche zusammengetragen habe.

Natürlich steht bei mir auch der Stolz auf das eigene Produkt im Vordergrund, aber genauso freue ich mich, mit Partnern zusammenarbeiten zu dürfen, mit deren Unterstützung dieses Brevier bereichert wurde.

Dieses Brevier ist auch entstanden, um Ihnen die Antwort darauf zu geben, warum Sie sich gerade für meine Premiumcigarre entscheiden sollten...

Wenn Sie dann eine Butenschön Cigarre genießen, werden Sie erleben, dass auch andere erkennen, dass Ihre Cigarre eine sehr gute ist.

Mit oder ohne Cigarre in der Hand werden Sie dieses Brevier gleichermaßen schätzen lernen.

Die Philosophie und Geschichte der Butenschön Cigars

Butenschön steht für exklusive Qualität im Bereich der Wein- und Cigarrenklimatisierung und im besonderen für Cigarren, mit der Verpflichtung, die Tradition und Qualität zu bewahren und zu pflegen.

Kulinarische Kostbarkeiten wie exzellente Cigarren, edle Weine und große Brände haben die gleiche Seele: Sie sind Meisterwerke, geschaffen aus reiner Natur und vollendeter Kultur.

Die Cigarren aus den Serien Vintage, Reserve und Cabinet sind in ihrer jeweiligen Preis- Genussklasse, Meisterwerke exzellenter Handwerkskunst.

Alle Butenschön Cigarren werden in traditioneller Weise von den besten Torcedores handgerollt und gewährleisten einen angenehmen, perfekten Zug und gleichmäßigen Abbrand.

Das perfekte Zusammenspiel von der Tabakkultur im Feld über die Verarbeitung und Reifung des Tabaks bis zur individuellen Herstellung der unterschiedlichen Formate und Melanges gewährleisten die verschiedenen geschmacklichen Ausprägungen.

Die Tabake der Serie Vintage unterliegen einem zusätzlich strengen Selektionsverfahren, bezüglich der Anbaufelder und ihrer Bodenbeschaffenheit. Ihre ausgewählten Deckblätter haben, bedingt durch eine längere Fermentation, eine dunklere Tönung.

Die Cigarrenraucher sind heute jung, trendy und gegenüber allen Genüssen des Lebens aufgeschlossen.

Der Genuss, der früher nahezu ausschließlich großen Festlichkeiten, hochgestellten Persönlichkeiten und entsprechenden Anlässen vorbehalten war und immer auch mit dem Vorwurf des Verstoßes gegen das vom Klerus hochgehaltene Prinzip der Mäßigung kollidierte, hat sich gewandelt.
Der Genuss und die damit verbundene Begeisterung das das sich-gönnen-Können und sich leisten können sind Teile unseres Alltags geworden.
Der Connaisseur beweist Überlegenheit und Kennerschaft und ist bereit, Qualität zu honorieren.  

Auf dieser Basis habe ich mein Cigarrensortiment mit den Serien Cabinet, Reserve und Vintage erweitert, um es allen Freunden der Cigarre, vom Einsteiger bis zum erfahrenen Afficionado, zugänglich zu machen.

Birger Butenschön und der Duft einer feinen Cigarre

"Werd' bloß kein Zigarettenjung!", mahnte Vater Rolf Butenschön, wenn sich der pubertierende Birger in den siebzieger Jahren zu Vater und Großvater gesellte, um mit ihnen Skat zu spielen.
Die "alten Herren" hatten immer schon Cigarre geraucht - mal die einfache "Brasil Tropenkunde", mal feinste Dominikaner und Cubaner, diese selbstverständlich zu besonderen Anlässen Das Thema Cigarre barg für Birger hohen Reiz. Damals ging es mit der gehobenen Art des Tabakgenusses noch gar nicht, während sich die Freunde bereits mit "Camel ohne" oder Pfeife, bevorzugt "Mixture" von Mac Barrens, vergnügten.
Birger vermied es, Zigaretten zu rauchen, doch weniger der väterlichen Ermahnung wegen, ihm ging es einzig um den ultimativen Genuß und so wartete er so lange damit, in der Öffentlichkeit mit einer Cigarre aufzutreten, bis sich sein privates Umfeld an die Symbiose "Birger mit Cigarre" gewöhnt hatte.

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Als junger Hotelkaufmann konnte er eine exzellente Ausbildung in feinen Häusern vorweisen - im Atlantic Kempinski in Hamburg, im Hotel de Paris in Monaco, aber auch in den Londoner Mitgliedshäusern der Savoy Company wie dem Claridge`s, dem Savoy und The Berkeley.
Jedesmal hatte Birger es als Chance wahrgenommen zu lernen, wie man gute Cigarren von mittelprächtigen oder gar schlechten unterscheidet. Der Head Barman eines Londoner Hauses beispielsweise pflegte seinen persönlichen Humidor, und so konnte Birger während der sechs Monate an der Bar erste Einblicke in die Welt der großen Cigarren bekommen.

Es waren ihre Majestäten, Politikergrößen und Wirtschaftsbosse, die seinem noch jungen Cigarrenverstand nicht allein anlässlich von Staatsbanketten vertrauten. Zurück in Deutschland waren ihm die in seiner Familie konsumierten Cigarren nicht mehr fein genug und andere eher unerschwinglich, um diese täglich genießen zu können.

Die Leidenschaft ruhte, bis Birger im Jahre 1989 anlässlich einer Seereise auf der "Sea Cloud" auf einen Exilkubaner traf, welcher vorzügliche dominikanische Cigarren mit vorwiegend kubanischer Saat in der Zona Franka nahe Santiago de los Caballeros produzierte. Diese Cigarren waren von überzeugender Ausgewogenheit und Harmonie und von feinster Machart - ausgesprochen gourmetfreundlich also.
Für Birger Butenschön geriet es gewissermaßen zum Lebensziel, genau diese Top-Qualitäten seinen Freunden wie auch seinen Kunden exklusiv anzubieten.

Nachdem er alles über die Kultivierung der Tabakpflanze, über die Aufzucht der Saat, die Ernte, Verarbeitung und Reife gelernt hatte, konnte er sich mit vollem Engagement und Überzeugung dem Marketing widmen.
Seine ersten Cigarren importierte er als Geschäftsführer der Chambrair GmbH im Jahr 1991 nach Deutschland. Ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs war damals das gegenseitige und langfristige Vertrauen in den Produktionspartner in der Dominikanischen Republik. Mit großem Enthusiasmus kümmerte sich Birger um die Beschaffung der Rohstoffe und um die Qualitätssicherung. Seine häufigen Reisen in die Dominikanische Republik brachten eine Vielzahl von Eindrücken und Erkenntnissen und prägten seine Leidenschaft zum Tabak und zur Cigarre.
Das Familienunternehmen, in welchem Birger von 1984 bis 2003 verantwortlich tätig war, spezialisierte sich vorwiegend auf die Entwicklung und den Vertrieb von Wein- und Käseklimaschränken für die internationale Gastronomie. Eine Branche, die zum Zeitpunkt des letzten Cigarren-Booms Mitte bis Ende der neunziger Jahre eine durchaus neue und interessante Marktnische für den Weiterverkauf hochwertiger Longfiller-Cigarren darstellte.

Seit dem Jahr 2003 werden die ehemaligen Chambrair Cigarren mit dem Butenschön Logo und neuen Bauchbinden für die Serien Cabinet, Reserve und Vintage aus dem eigenen Steuerfreilager an die Kunden ausgeliefert. In traditioneller Weise werden sie von jenem eingangs erwähnten Exilcubaner und seinen besten Torcedores hergestellt. Auch zu den leitenden Mitarbeitern des Tabak verarbeitenden Betriebes und zu den Vertragsbauern pflegt Birger regelmäßigen Kontakt bei regem Informationsaustausch.
Die langfristige Bestands- und Qualitätssicherung sowie eine gezielte Produktoptimierung entsprechend dem aktuellen Zeitgeist. Auch die sensible Reaktion auf den sich verändernden Markt ist ausschlaggebend für Kontinuität und langfristige Erfolgsabsicherung in der Welt des Tabaks.
Seit 1998 pflegen Birger Butenschön und Jochen Becker gemeinsam ihre Leidenschaft, "die Kultivierung des Tabakgenusses", und entwickelten gleichermaßen Freundschaft wie geschäftliche Zusammenarbeit.
Jochen Becker obliegen das Keyaccounting und die Kontaktpflege zu den Gastronomie-Partnerschaften. Er führt Schulungen durch und präsentiert sein Fachwissen rund um den Genuss in Smokernights und Workshops. Auf Eventveranstaltungen ist Jochen Becker ein willkommener Referent rund um das Thema "Smoke & Dine".

Die Bereithaltung optimal gepflegter, hochwertiger Cigarren und das umfassende Serviceangebot für Gastronomen und deren Mitarbeiter sind heute ausschlaggebend für die erfolgreiche Basis von Butenschön Cigars.

Trends und Rückblicke

Der seit 1992 anhaltende positive Trend auf dem deutschen Premium Cigarrenmarkt befindet sich auch weiterhin in einer stabilen Verfassung. Im Jahr 2009 wurden ca. 300 Mio. Stck. Cigarren und Zigarillos in die Bundesrepublik eingeführt. Vorwiegend aus der Dominikanischen Republik, Kuba und Honduras. Der Anteil der Longfiller Cigarren liegt bei weniger als 5 Prozent.
Der Trend ist auch in der Gastronomie trotz Rauchverbot ungebrochen. Vom Café über die Außengastronomie  bis zur internationalen Hotellerie: Gäste aller Altersstufen und Couleur fragen zunehmend häufiger wieder nach Möglichkeiten, hochwertige Premium Cigarren zu konsumieren.

Die Autoritäten der EU Gesundheitsminister beschlossen, zum 30.9.2004 mit sogenannten Warnhinweisen in Form eines flächendeckenden Trauerflors die Außenverpackung eines jeden Gebindes verzieren zu lassen.
Da die Cigarrenverpackung einer ästhetischen und phantasievollen Anregung zum Genuss einer großen Cigarre zuträglich sein soll, bieten wir unseren Kunden eine Auswahl hochwertiger Humidore an. Durch diese Maßnahme werden die Aficionados nicht angeekelt und erschreckt wie Kinder durch die Drohung mit dem schwarzen Mann.
Die elegant gestaltete und hochwertig verarbeitete Zedernholzkiste kann unter Hinzunahme eines Feuchtigkeitsreglers auch als Humidor dienen und ist weiterhin ideal als Cigarrenpräsent.

Der auf dem Steuerzeichen angegebene Cigarrenpreis darf vom Händler bei Abgabe an Endverbraucher, außer bei unentgeltlicher Abgabe von Proben oder zu Werbezwecken, nicht unterschritten werden. Der Händler darf weder einen Rabatt gewähren noch den Verpackungspreis überschreiten.

Die Tabak und Cigarrenproduktion

In der Kunst der traditionellen Cigarrenproduktion hat sich in über 100 Jahren nichts verändert. Eine handgefertigte Cigarre ist als Premium-Produkt für einen Cigarrenliebhaber Grundvoraussetzung für den ultimativen Genuss.

Die Felder, auf welchen die Bauern unseres Rohtabaklieferanten ihre Saat bestellen, liegen im Cibao Tal, unweit der Stadt Santiago de Los Caballeros. Hier findet man die perfekte Kombination aus Boden, Temperatur und Regenfällen, die dafür Sorge tragen, dass daraus mit den edelsten, langblättrigen Einlage- und Umblatt-Tabaken Premium- Cigarren hergestellt werden können.
Der aus Cuba stammende Piloto Cubano (das Saatgut haben Castro- Flüchtlinge in die Dominikanische Republik gebracht) und der Dominikanische Olor Seco sind die verarbeiteten Tabake unserer Filler und Binder (Einlage und Umblatt). Das Deckblatt (Wrapper) kommt ausschließlich aus Connecticut, USA.
Die Aussaat des Setzlings in das Freiland erfolgt nach ca. 6 Wochen Kultivierung in geschützten Kästen, im Monat September oder Oktober. Die Ernte erfolgt ca. im Februar des folgenden Jahres. Unsere Bauern ernten nur den ersten Wuchs der Pflanze und diesen in mehreren „Pflückungen“ (Erntedurchgängen).
Für die Verarbeitung der Butenschön Cigars kommen im wesentlichen die mittleren Blätter der Tabakpflanze infrage (ca.14 Blätter pro Pflanze können gebraucht werden). Die Sandblätter, auch Volado genannt (unten), sind zu ausdrucksschwach und werden nicht verarbeitet. Von den Ligeroblätter (oben), welche sehr ausdrucksstark sind, werden nur die mildesten Blätter verwendet.
Heftige Niederschläge und Temperaturabfall sind Auslöser für den Befall von Blauschimmel, der sich auf die gesamte Ernte ausbreiten kann. Einzig Schädlingsbekämpfungsmittel sind der Schutz gegen diese Plage. Die Böden unserer Tabakfelder werden nur für zwei aufeinande folgende Jahrgängen genutzt, danach werden Sie alternativ kultiviert. Hurrikans und wechselhaftes Wetter sorgen für quantitativ und qualitativ ungleichmäßige Jahrgangsernten.
Nach der Ernte werden die einzelnen Tabakblätter nach Größe und Struktur sortiert und einzeln auf Fäden (Palmenbänder) gezogen und in Holzhütten (Ranchos) auf dem Feld zum Trocknen aufgehängt. Während der Dauer von ca. acht Wochen werden die Tabakblätter, vom Wind bewegt, getrocknet und verändern sodann ihre Farbe von grün zu braun.
Danach werden sie in Säcken zur weiteren Verarbeitung transportiert. Zunächst werden die Tabakblätter zu großen, rechteckigen, ca. 120 cm –150 cm hohen Haufen (Burros) gestapelt.
Während dieses Fermentationsprozesses entwickeln sie eine natürliche Hitze von bis zu 60°C. Der Tabak muss ständig umgehäuft werden, damit er nicht überhitzt. Bei dieser ca. acht Wochen andauernden chemischen Reaktion werden Bitterstoffe, Nikotin, und Ammoniumnitrat ausgeschieden. Durch das Schwitzen des Tabaks wird die Farbe dunkler und die Stärke des Tabaks verwandelt sich in Zucker.

Im Anschluss daran werden die Tabakblätter nach Größe, Farbe, Qualität und Stärke sortiert und entrippt. Hierbei wird der mittlere Strunk der Pflanze entfernt. Die entrippten Tabakblätter werden ein zweites Mal zur Fermentation aufgestapelt und dabei befeuchtet.

Die Umgebungstemperatur in diesen Hallen ist natürlich und beträgt ca. 30°C. Es existiert eine Luftfeuchtigkeit von ca. 85%.

Nach dem Fermentationsprozess werden die Tabakblätter natürlich durch die Luft getrocknet und in Ballen verpackt. Während der Lagerung dieser Ballen von 6 bis zu 15 Jahren macht der Tabak weitere kleine, milde Fermentationsprozesse durch und reift bis zur Verarbeitung zur Cigarre.

Je nach Größe und Melange (Liga) der Cigarre werden die Tabake aus verschiedenen Jahrgängen zur Cigarrenverarbeitung an die Tabacalera weitergereicht.

In besonders guten Jahren (wie beim Champagne) werden Jahrgangscigarren produziert, welche in der Regel aus sehr reifen und intensiveren Tabaken gewickelt werden.

Vor der Cigarrenproduktion werden die Tabake mit einem Wasserzerstäuber befeuchtet, damit sie gut verformbar sind.

Die Einlage einer Cigarre wird gefaltet wie eine Ziehharmonika, damit ein einwandfreier Zug gewährleistet ist.

Je nach Cigarrentypus wird der Anteil von Piloto Cubano und Olor Dominica präzise festgelegt. Je nach Stärke und Ausdruck werden Anteile von Seco (unterer, milderer) und Ligero (oberer, ausdrucksstarker) Teil der Pflanze vermengt.
Da unsere Cigarren in traditioneller Handarbeit gefertigt werden, müssen die Dreher (Torcedores) besonders viel Erfahrung haben. Je größer und individueller die Form der Cigarre, umso wichtiger sind die Fähigkeiten des Drehers.
Dieses spiegelt auch den sozialen Stand wider. Die mit dem Umblatt versehenen Einlagen werden in eine Presse (Bonges) gelegt, damit sie ihre Form bekommen. Nach ca. 2 Stunden wird das Deckblatt umgelegt und mit einem Naturkleber und einer Kappe am Zugende versehen.
Die aus Connecticut, USA, stammenden Deckblätter werden im Schatten gezogen und haben daher eine feine gleichmäßige Struktur und Farbe. Die Cigarren werden entsprechend der Länge am Brandende geschnitten, gewogen und auf Fehler kontrolliert.
Sie werden sodann nach Farbe sortiert und in einer Menge von 20 Stück gebunden. Die größten Feinde des Tabaks und der Cigarren sind neben dem Blauschimmel die weiße Fliege und der Tabakkäfer. Um die möglichen Larven der Tabakkäfer abzutöten, werden die Cigarren für die Dauer von 6 Tagen bei 25°C eingefroren.

In Reiferäumen lagern die Cigarren anschließend weitere 3 bis 6 Monate, ehe sie mit einer Bauchbinde versehen in Zedernholzkisten oder cellophaniert verpackt werden.
Nach Anbringung des Butenschön- Qualitätssiegels werden die Cigarren, vor Kälte und Wärme isoliert, verpackt auf dem Luftweg nach Deutschland befördert.
Hier reifen sie in dem Butenschön- Steuerlager bei gleichen klimatischen Bedingungen wie in der Dominikanischen Republik bis zu dem Tag, an dem sie zur Lieferdisposition für den Kunden abgerufen werden.

Prima Klima.... die richtige Aufbewahrung

Der Genuss einer Premium- Cigarre ist nicht nur Ausdruck eines persönlichen Hedonismus, sondern auch eines sehr persönlichen Freiheitsgefühls. Dieses "Nur-für sich-selbst-bestimmer" verträgt sich mit keiner Bevormundung, wie man eine Cigarre zu rauchen habe.

So gibt es rund um die Cigarre einen Kult und zum Teil zeremonienhafte Rauchanleitungen, die jedoch nicht in starre Verhaltensweisen ausarten sollten. Vorbei wäre es dann mit der persönlichen und individuellen Note zu genießen.

Der Umgang, mit großen Cigarren und deren Pflege, erfordert eine besondere Aufmerksamkeit und Kenntnis und setzt klimatische Bedingungen voraus, wie sie in der Karibik, wo die besten Cigarren nun einmal herkommen, gegeben sind.

Die Probleme werden häufig schon beim Einkauf deutlich. Gar nicht oder ungenügend klimatisierte Cigarren erweisen sich beim Anfassen des Deckblattes oft spröde und ausgetrocknet. Der Rauch schmeckt heiß, er wird scharf und wenn die Cigarre der Kälte ausgesetzt wurde, zudem sehr bitter.
Cigarren benötigen eine konstante Luftfeuchte von wenigstens 65% und höchstens 75% und eine Temperatur von möglichst 18°C bis 22°C.

Heute gibt es eine Reihe von Accessoires und Humidoren für die Zusatzbefeuchtung, die Reise und die Langzeitaufbewahrung.

Um eine feine Cigarre zu genießen, geht man keine Kompromisse ein und benötigt, je nach Umfang der Menge an Cigarren, technische Hilfe.

Bis zu 150 lose Cigarren lassen sich in Humidoren ausgepackt unterbringen. Hat man eine Reihe von verschiedenen Kisten, so empfiehlt es sich, die Kisten geschlossen in einem Klimaschrank zu lagern und die Cigarren nicht herauszunehmen.

Auf diese Weise bleibt das spezielle Aroma der jeweiligen Cigarre erhalten.

Da hochwertige Cigarren bei langzeitiger Lagerung einen weiteren Fermentationsprozess durch machen, werden sie nicht von den Aromen anderer Cigarren beeinflusst und erhalten ihren Charakter.
Trockene Cigarren lassen sich, bedingt auch wieder "auffeuchten".

Auf Methoden für derartige Hilfemaßnahmen wollen wir bewusst nicht eingehen. Das Aroma und der Abbrand werden jedoch je nach Grad der Verletzung beeinträchtigt. Den ultimativen Genuss bieten nur zuverlässig klimatisierte und gepflegte Cigarren.  

Aficionadas

Noch immer verkörpert die Cigarre sinnliche Eigenschaften, die ihr im viktorianischen Zeitalter zugefallen waren. Sie war stets auch ein Synonym für Romantik, Kunst, Idealismus, Macht, Ritterlichkeit, Wohlstand und Machoismus.

Der Anteil weiblicher Cigarrenraucher macht weniger als 2% aller Cigarrenraucher aus, aber dennoch: Sie sind auf dem Vormarsch, auf Titelseiten und im wirklichen Leben. Sei es aus demonstrativen Gründen, aus Vergnügen oder der Lust, dafür bewundert zu werden, zünden sie sich gern mal eine Cigarre an. Viele Damen haben oft ein wenig Respekt vor größeren Formaten, bringen aber mehr Geduld mit. Sie genießen die Cigarre oft wesentlich intensiver als Männer. Ob im 18. Jahrhundert Katharina die Große, im 20. Greta Garbo und Marlene Dietrich oder heute Madonna- sie alle waren und sind Verehrerinnen des Cigarrengenusses. Auch jenseits des Rampenlichts gibt es eine Vielzahl von Damen, die sich mit großer Vorliebe dem Cigarrengenuss hingeben. Sie besuchen Cigarrenseminare und in den USA Ladies-Only-Smokes. Sie sind in der Cigarren-Lobby anerkannt und damit ist das Cigarrenrauchen heute ebenso wenig reine Männersache wie Jagen, Golfspielen und Barbesuche.

Die Bauchbinde

Eine Cigarre hat einen Kopf, den man in den Mund nimmt, einen Fuß, den man anzündet und einen Bauch, den eine Bauchbinde (ein Cigarrenring) umschließt.

Die Bauchbinde ist neben dem Deckblatt die Visitenkarte der Cigarre.

Die Idee, eine Bauchbinde um die Cigarre zu legen, stammt ca. aus dem Jahr 1850 mit dem Ziel, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Mit der damaligen Verbreitung der Lithographie war es leicht möglich, diese Papierringe farbig zu bedrucken.

Nahezu täglich entstanden neue, farbenfrohe Kunstwerke mit auffälligen Symbolen, Schriftzügen oder Namen (Private Brands), um eine Cigarre unverwechselbar oder individuell zu gestalten.
Eigentlich keine Frage, ob eine Cigarre mit oder ohne Bauchbinde geraucht werden sollte.

Eine Butenschön- Bauchbinde lässt man dran!

Sollte man die Bauchbinde lösen wollen, so riskiert man die Verletzung des dünnen Deckblattes.
Möchte man dennoch eine anonyme Cigarre genießen, so warte man, bis sich der Tabak erwärmt hat und damit auch der Pflanzenleim, mit dem die Bauchbinde geklebt wurde.

Die Formate und die richtige Cigarre zum richtigen Zeitpunkt

Jede Cigarre hat ihre Tageszeit. Je milder der Geschmack, umso früher der Morgen. Je voller der Körper, umso mehr eignet sie sich für den Abend.
Persönlichkeiten, die Cigarre rauchen, strahlen fast immer ein gesundes Selbstvertrauen aus.
Die Cigarre war stets ein Synonym für Romantik, Kunst und Idealismus, und sie war immer wenigen Privilegierten vorbehalten.

Als Statussymbol und Mythos entdeckte aber erst das 19. Jahrhundert die Cigarre und entführte sie in ihr erstes goldenes Zeitalter.

Von Victor Hugo bis Otto von Bismarck verkörperte die Cigarre Glück und Unglück Zeiten, die von Aufbruchstimmung und Goldgräbermentalität, aber auch von Irrungen und Wirrungen geprägt waren.

Gestandene Männer und herausragende Frauen rauchten Cigarren und umgaben sich so mit einem Hauch von Macht und Noblesse. Wer die Kunst des Cigarrenrauchens beherrscht, weiß auch, wie man Entscheidungen trifft. Die Cigarre war stets zur Stelle, wenn es darum ging, den Sieger zu feiern, aber auch, um dem Besiegten ein Stück Würde wieder zu geben .

Man greift nicht nach irgendeiner Cigarre. Eine Cigarre wird im richtigen Moment je nach Tageszeit, Stimmung und verfügbarer Zeit ausgewählt.
Nach dem Diner ist zwar vor dem Diner, aber zum Digestif und zum Ausklang des Abends ist eine großformatige Cigarre eher angebracht als ein Petit Corona Format.

Man wählt die Cigarre entsprechend des Anlasses, der Begleitung, ihrer Ausdruckskraft und ihrer Provenienz aus.

Wie bei anderen schönen Dingen des Lebens sollte der Genuss nicht durch Regelwerke beschränkt sein, so dass der Connaisseur für sich frei entscheidet, welches Format und welche Geschmacksrichtung im Moment Freude bereiten soll.

Die Rituale

Seit über fünfhundert Jahren wird die Cigarrenkultur gepflegt, und immer wieder gab es Zeitgenossen, die den Genuss von Cigarren als einen vorübergehenden Modetrend ausmachten. Dennoch galt das Cigarrenrauchen stets als schick, kultiviert, gar etwas Besonderes.

Beim Auswählen einer Cigarre achtet man auf die Farbnuancen und befühlt die Cigarre.
Eine gut gelagerte Cigarre hat eine gewisse Elastizität und kann einen gewissen Druck aushalten. Ist sie zu hart, ist sie auch zu trocken.

Am Geruch der noch kalten Cigarre erkennt man die Kraft und das Aroma des Tabaks.
Nahezu alle Cigarren kann man mit unterschiedlichen Instrumenten anschneiden. Man unterscheidet den Flachschnitt, Kerbschnitt und die Bohrung.

Je nach Belieben muss der Schnitt oder die Bohrung mit einem scharfen Schneider erfolgen, ohne das Deckblatt zu verletzen.
Zum Anzünden der Cigarre eignet sich die Flamme eines langen Streichholzes oder die Flamme eines Gasfeuerzeuges. Man hält die Cigarre an und nicht in die Flamme, dreht sie langsam, damit sich die ganze Brandfläche langsam erwärmt und sich die Glut entwickelt.

Mit ruhigen Zügen, ohne zu inhalieren, kann man sich dann dem Genuss hingeben.

Für den Genuss einer Cigarre braucht man Zeit, nur so findet man Entspannung. Halten kann man die Cigarre wie man will, auch wie Churchill, ständig im Mund. Es muss nur passen und man sollte sich dabei wohlfühlen.

Die Asche bleibt bei Longfillern lange stehen und kühlt den Rauch etwas. Übereifer, sie möglichst viele Centimeter zu halten, wird manches Mal bestraft. Sie wird am besten leicht über den Aschenbecherrand abgestreift.
Gute Cigarren kann man auch wieder anrauchen.
Die Asche wird vollständig abgestreift und die Cigarre über der Flamme gedreht, bis sie wieder anspringt. In der Regel bietet eine gute Cigarre bis in das letzte Drittel Genuss.
Dann muss man entscheiden, wann man sie ablegt.
Wird sie nicht mehr beachtet, erlischt sie von selbst.

Die Begleiter... Weine, weiße und braune Brände, Kaffee, Tee

Die Wahl der Cigarre zu Malt Whisky, Cognac, Armagnac, Rum oder anderen Bränden ist für jeden Aficionado eine selbstverständlich höchst persönliche Angelegenheit, auch abhängig von der Verfügbarkeit.

Der Struktur und der Expression der Aromen der Spirituose entsprechend, schmecken und passen Cigarren dazu mehr oder weniger harmonisch.

Ältere Jahrgangschampagne und reife Chardonnays z.B. passen sehr gut zu leichten, cremigen Cigarren.
Volle, reife, fruchtige und nicht tanninbeladene Rotweine gehen hervorragend mit kräftigen Großformaten.
Als Digestif empfehlen sich besonders holzfassgereifte Brände, Rum, Port- weniger klare Obstbrände.

Der persönliche Geschmack ist der Wegweiser. Zunächst sollte man alles einmal ausprobieren...

Einige Beispiele:

Eine kräftige Cigarre erschlägt einen feinen Wein. Volumige, bouquetreiche Weißweine und reife Rotweine harmonieren im allgemeinen mit einer charmanten Cigarre. Im besonderen jedoch Süßweine. Ein großer Sauternes oder Vintage Port kann sich ideal mit einer feinen Cigarre vermählen.

Ein Malt, der die Nase mit Duft und den Geschmack mit Süße verwöhnt, ist ein Fall für eine charmante Lonsdale, deren feiner Duft die geschmeidigen Aromen vereint.

Ein großer Malt, herrlich aromatisch mit eleganter Strenge, steht auch gegenüber einer kräftigen Robusto im Vordergrund.

Ein großer, wuchtiger spanischer Brandy mit viel Frucht und Süße steht über zwei Stunden in großer Harmonie mit einer Long Panatella.
Kaffee ist ein klassischer Begleiter der Cigarre und kann als Cappucino oder MilchKaffee ein kräftiges und volles Aroma im Format einer Panetella geschmacklich perfekt ergänzen.
Tee, ein Aufgussgetränk, welches die Sinne beruhigt und der Entspannung dient, harmoniert wunderbar mit einer seidigen Petit Corona.

Buchempfehlungen zum Thema Cigarren:

  • Das Zigarren-Lexikon von Dieter H. Wirtz
  • ZIGARREN von Anwer Bati
  • Die Welt der Zigarre von Richard Carleton Hacker
  • Der Zigarren Connaisseur von N. und A. Lande
  • Die Zigarre von Andrea G. Molinari

Sprüche, Zitate

Luxus und Genuss ist auch WELLNESS

Wir sollten wieder lernen, Cigarren von guten Cigarren zu unterscheiden und wie man mit guten Cigarren umgeht.

"A woman is only a woman, but a good Cigar is a smoke" pflegte Rudyard Kipling zu sagen.

Der Cigarren- Liebhaber empfindet während des Rauchens wohliges Behagen und Geborgenheit und das angenehm Belebende des Tabaks.

Eine gute Cigarre ist selten und teuer und hat nichts gemein mit den kopierten Billigstumpen für gutes Geld.  

Über Geschmack kann man streiten. Man muss nur einen haben.

Mit einer perfekten Cigarre bleibt die Zeit stehen, man entspannt und wird kreativ.